Manchmal können Gerichtsurteile wie die aktuellen OGH Entscheide zum Thema „Weitergabe von negativen Referenzzinssätzen“ sich für Endverbraucher zu einem Bumerang entwickeln. Der vermeintliche Sieg der Verbraucher über das Gebaren von Banken und Kreditinstituten wird sich auf kurz oder lang negativ auf das Zinsniveau bei Krediten auswirken. Diese Meinung vertreten mittlerweile zahlreiche Finanzexperten in Österreich.
Denn Ihrer Einschätzung nach werden mit den jüngsten OGH-Urteilen, welche nun detailliert die Weitergabe von negativen Referenzzinssätzen (Indikatoren) an Kreditnehmer regeln, zukünftig ihre Kreditmodelle zu überdenken. Aus gutem Grund, denn die aktuellen Urteile nötigen Banken zur Nachzahlung zu viel kassierter Zinsen an Kreditnehmer. Ein Posten, den Banken bis dato nicht in ihrer wirtschaftlichen Planung berücksichtigt haben und demnach nun einen erheblichen finanziellen Mehraufwand im laufenden Geschäftsjahr erfordern.
Erheblicher Mehraufwand für Banken bei den Kosten
Was daraus folgen wird? Klare Antwort: der der Banken nach Kompensation jenes finanziellen Mehraufwandes durch Erhöhung von Margen auf häufig nachgefragte Bankprodukte. Bekannterweise sind auf Dauer Kredite ein recht margenträchtiges und somit auch einträgliches Geschäft. Woraus zwangsläufig der Schluss folgen muss, dass die Banken jene Kompensation in einer Erhöhung der Kreditkonditionen suchen werden. Gerade bei hochvolumigen und mit langer Laufzeit verbundenen Kreditangeboten wie Immobilienkrediten wird diese Entwicklung in Kürze zu beobachten sein, so die einhellige Meinung von Kreditexperten.
Zwar herrscht momentan zwar noch eher die umgekehrte Zinssituation – ein Sinken der Zinsen – dennoch ist bereits eine Kehrtwende vereinzelt erkennbar. So vergaben die österreichischen Banken in den ersten 5 Monaten dieses Jahres rund 17 Prozent mehr Wohnbaukredite an Privathaushalte. Die Folge ist bis dato, dass aufgrund des immensen Wettbewerbs innerhalb des Bankensektors zum Einen die Banken mit niedrigen Zinsen auf Kundenfang gehen, zum Anderen hierdurch aber auch ein weiteres Abschmelzen der Kreditmargen stattfindet. Auf Dauer kann und wird dies keine Bank als quasi „Dauerzustand“ hinnehmen können.
Kompensation der Negativzinsen durch Erhöhung der Kreditmargen
Zur Kompensation der Negativzinsen und abschmelzender Margen müssen Banken also nun verstärkt Gegenmaßnahmen ergreifen. So sind bereits jetzt Verteuerungen seitens der Kreditinstitute bei neuen, variabel verzinsten Krediten erkennbar. Derzeit sind zwei Proceduren bei den Banken erkennbar: Zum Einen werden die Aufschläge bei Krediten generell erhöht. Zum anderen werden zunehmend neue Kreditmodelle entwickelt und in den Markt gebracht.
Hierbei handelt es sich vor allem um ein Kredit-Modell, welches über eine Zinsgleitklausel mit Unter- und Obergrenze verfügt. Eine Entwicklung, die sich nachteilig für Verbraucher darstellen wird. Denn jedes Kreditinstitut wird individuelle Kreditvarianten in Bezug auf Zinsgleitklausel einerseits sowie die Höhe der angebotenen Unter- und Obergrenzen andererseits anbieten. Die Folge wird eine steigende Intransparenz des am Markt verfügbaren Kreditangebotes sein.
Redakteur: Markus Gildemeister
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